Kolumbien

Hallo schönes Kolumbien, hallo Cartagena! Für die Zeit, in der wir auf die Ankunft unseres Campers warten, haben wir uns ein schönes AirBnB für eine Woche gebucht. Der Ausblick auf die Stadt und das Meer ist fantastisch. Die Wohnung ist gross und mit allem Notwendigem ausgestattet. Kaum die Unterkunft bezogen, kommt eine tolle Nachricht rein: die Verschiffung verspätet sich einfach um eine Woche. Kaum zu glauben, der Transit von Panama nach Kolumbien dauert an sich nur einen Tag. Sehr ärgerlich für uns, denn wir hätten in der Zeit das Land bereits ohne Camper bereisen können, anstatt nun zwei Wochen in Cartagena zu warten. Das ist halt so, wir machen das Beste daraus. Immerhin haben wir nun Zeit unseren Blog aufzufrischen, da sind wir einige Monat hinterher und unser Spanisch müssten wir auch noch etwas aufbessern. Tagsüber sind wir in der schönen Kolonialstadt unterwegs, wo Frauen traditionell gekleidet süsse Früchte auf dem Kopf tragen und sie an neugierige Touristen verkaufen. Auch wir finden jeden Tag etwas Neues zum Probieren. Die zwei Wochen bekommen wir so gut rum. Der Camper ist mittlerweile im Hafen von Cartagena eingetroffen. Das Prozedere, um den nun aus dem Hafen zu bekommen ist aber etwas chaotisch und ineffizient, obwohl die Agenten das jeden Tag machen. Einen Tag dauert es, um auf dem Hafengelände das Fahrzeug aus dem Container zu fahren. Es wird offen und samt Schlüssel im Hafen gelassen, damit irgendwann einmal der Zoll einen Blick drauf wirft. Zwei Tage später trifft man sich an einem anderen Ort, damit irgendein Zolldokument unterschreiben zu können. Nochmal zwei Tage später bezahlt man vor Ort die Hafenkosten, natürlich nur in bar, und fährt dann wieder an den Hafen. Nach der endlosen Warterei bekommen wir unseren sehnlichst erwarteten Camper – und dieses Mal wurde nicht eingebrochen. Halleluja!

Wir fahren kurz zur Unterkunft zurück, werfen das Gepäck hinten rein und düsen endlich ab! Vorbei an Barranquilla und Santa Marta finden wir einen wunderschönen Campingplatz direkt am karibischen Meer. Im Schatten von Palmen und unter den Strohschirmen lassen wir es uns für drei Tage gut gehen. Die Stadt Santa Marta hat an sich gar nicht so viel zu bieten…ausser sehr günstige Tauchkurse! Anton überlegt nicht lange und meldet sich für den PADI Open Water Kurs an. Für 230 USD inklusive PADI-Lernmaterial und Zertifikat, da muss man zuschlagen! Der Theorieteil besteht aus tausenden von Fragen und Anton büffelt bis nach Mitternacht. Am nächsten Tag geht es auch schon los mit dem ersten Tauchgang. Auch wenn er ein geübter Schnorchler ist, Tauchen ist doch ein ganz anderes Gefühl. Der schlimmste Teil der Prüfung ist das schwimmen ohne Maske, 15m vor und zurück, dabei die Augen offenhalten. Hat man das hinter sich, öffnet sich einem eine ganz neue Welt. Wie ein Astronaut schwebt man schwerelos durchs Wasser und beobachtet das Treiben der Meeresbewohner. Kofferfische, Seepferdchen und Nemos tummeln sich um die Korallen. Moränen blicken aus ihren Höhlen hervor. Barracudas und Rotfeuerfische sind auf der Jagd. Als Höhepunkt am zweiten Tag des Tauchkurses besichtigen wir ein gesunkenes Wrack. Unter professioneller Aufsicht dürfen wir sogar hindurchschwimmen. Was für ein wunderbares Erlebnis, das hat sich voll gelohnt!

Noch mit nasser Badehose und Salz in den Haaren springen wir in den Camper und fahren weiter. Es gilt die verlorene Zeit in Cartagena wieder aufzuholen. Die nächste Etappe dauert 12 Stunden und führt durch flache Agrarlandschaften. Die Sonne brennt und das Thermometer erreicht selbst am Abend noch Werte von fast 40 Grad. Zum Glück sind Unterkünfte an dieser Strecke so günstig, wir gönnen uns ein Hotel mit Klimaanlage für 13 Franken. Endlich erreichen wir die Serpentinen, die uns in die Höhe und in ein kühleres Klima führen. Leider müssen hier auch unzählige überladene LKWs hoch, so fahren wir hauptsächlich im ersten Gang den Berg rauf. Wir erreichen Barichara, ein kleines aber malerisches Bergdörfchen. Das Örtchen ist am Vormittag wie ausgestorben, erst gegen 11 Uhr öffnen sich so langsam die Tore. Wir besuchen die alte Papierfabrik, wo sie wie früher noch Papier aus verschiedensten Pflanzen herstellen. Bekannt ist der Ort auch für die guten Restaurants, die teilweise über Wochen ausgebucht sind. Die Nacht verbringen wir auf einem Campingplatz einer holländischen Familie. Neben Camper sind hier auch Rucksacktouristen unterwegs, die als freiwillige Helfer tatkräftig unterstützen. Bei niedrigen Temperaturen verbringen wir eine sehr angenehme Nacht.

Der nächste Ort den wir besuchen heisst Las Gachas. Wir wandern entlang einer schönen Weide, vorbei ein kleines Häuschen und neugierigen Pferden und Hunden, bis wir den einzigartigen Fluss erreichen. Er fliesst auf einer dichten Gesteinsschicht, sodass in der Regenzeit, wenn viel Wasser von den Bergen strömt, sich tiefe kreisrunde Löcher im Flussbett bilden. Teilweise verschwindet das Wasser gänzlich, um dann wieder paar Meter weiter aus einem anderen Loch zu fliessen. Mit einem etwas mulmigen Gefühl wagt sich Anton als erstes ein Bad darin zu nehmen. Das Wasser ist nicht wirklich klar, aber selbst ausgestreckt erreicht er den Boden des Lochs nicht. Wer weiss, was da unten vor sich geht. Aber auch Lilya lässt es sich nicht nehmen und macht es sich in einem anderen Pool gemütlich, um etwas abzukühlen. Einige Minuten später fängt es in den Bergen an zu gewittern, Zeit für uns zurück zu unserem Camper zu fliehen.

Am nächsten Tag brechen wir auf nach Raquira. Bereits auf dem Weg dahin bemerken wir, wie Arbeiter Ton am Strassenrand schaufeln und aufbereiten. Raquira ist nämlich bekannt für Keramiken und Töpfereien, die ihre Produkte auch über die Landesgrenzen hinaus verkaufen. Wir decken uns mit Souvenirs ein und hoffen, dass diese unsere Reise überstehen.

Der nächste Ort, den wir besuchen, ist die Hacienda Napoles. Einigen wird diese Hacienda bekannt vorkommen, denn diese war ursprünglich im Besitz vom berühmt berüchtigten Drogenbaron Pablo Escobar. Er hat zu seiner Zeit illegal Grosswild aus Afrika und anderen Kontinenten einfliegen lassen und für seinen Sohn einen kleinen Park aufgebaut. Als es mit dem Baron zu Ende war, kümmerte sich keiner mehr um die Hacienda und der Ort verkümmerte – zum Leidwesen der Anwohner. Denn die sogenannten Pablos Kokain-Nilpferde sind nicht in einem Gehege, sondern vermehren sich seither ungehindert in der Gegend, verwüsten dabei Plantagen der anliegenden Bauern und bedrohen diese auch noch. Vor einiger Zeit hat die Regierung das Potential der Hacienda erkannt und daraus einen Wasserpark inklusive Zoo erbaut. Die meisten Gäste interessieren sich aber nur für den Wasserpark, wir sind fast die Einzigen, die wegen den Tieren da sind. Viele der Tiere haben sehr viel Auslauf, mehr als man es von den heimischen Zoos kennt. Die Kokain-Hippos haben sowieso keine Barrieren. Jedoch finden wir auch vereinzelt kleine spartanisch eingerichtete Käfige im schattigen Wald, die Katzen und Affen beheimaten – kaum einer schenkt ihnen Beachtung. Mit Wasserrutschen und künstlichen Wasserfällen lässt sich wohl mehr Geld verdienen als mit seltenen Katzen aus Afrika. Mit einem faden Beigeschmack verlassen wir Pablos ehemalige Hacienda und fahren weiter gen Westen.

Die folgende Strecke ist zwar nicht lang, jedoch reihen sich überladene LKWs aneinander, die kaum den kleinsten Hügel hinaufschaffen. Wenn man Glück hat, schafft man 250km an einem Tag. Und endlich, wir schaffen es bis nach Guatape – hallelluja! Guatape ist bekannt für einen runden Felsen, ähnlich wie der Zuckerhut in Rio. Der anliegende See mit tausenden Halbinseln ist Domizil etlicher Ausländer geworden, was man auch an den Preisen merkt. Den El Penol, wie der Felsen genannt wird, kann man über eine Treppe besteigen. Wir staunen nicht schlecht, als wir beim Aufstieg von einer Oma überholt werden. Oben geniessen wir den Rundum-Blick über den See. Leider spielt das Wetter nicht ganz mit und es fängt an zu regnen.

Was wir vor der Reise übrigens nicht so geahnt hätten, ist dass Kolumbien nicht nur heiss-feuchte sondern auch mindestens genauso viele kalte gemässigte Regionen hat. Uns als Camper freut das sehr, denn gegen Kälte können wir heizen, eine Klimaanlage gegen die Hitze haben wir in der Kabine jedoch nicht. Auch im Valle de Cocora, dem Tal der Palmen ist es regnerisch und kühl. Umso sonderbarer wirkt die Umgebung. Unten im Tal finden wir grüne Weiden mit schweizer Fleckvieh wieder, dazwischen säumen sich schlanke, aber sehr hohe Palmen gen Himmel. Sie wirken etwas fehl am Platz um ehrlich zu sein, aber das macht diesen Ort eben aus. Als wir weiter nach oben wandern finden wir uns in einem Nebelwald wieder. Grosse Farnen und dazwischen immer wieder mal bunte Blumen kommen uns entgegen. Kolibris auf der Suche nach Nektar brummen durch die Luft. Auf dem Rückweg fängt es plötzlich an heftig zu gewittern. Schnell finden wir einen Unterschlupf in einem Kiosk und gönnen uns einen heissen Kaffee zum Aufwärmen.

Für uns geht es nun weiter Richtung Hauptstadt. Bevor wir aber in die riesige Stadt hineinfahren, machen wir Halt am Salto del Tequendama, einem Wasserfall. Der Anblick auf den Wasserfall ist fast wie aus einem Märchenbuch. Kein Wunder hat man hier ein Hotel gebaut. Aber warum ist das Hotel verlassen? Das merkt man sofort beim Austeigen aus dem Auto. Fast das gesamte Abwasser von Bogota, also von mehreren Millionen Menschen landen nämlich in diesem Fluss – und der stinkt ganz schön! Was bei uns in Europa kaum vorstellbar ist, kaum ein Land in Lateinamerika hat Kläranlagen. Wir haben bereits ein schlechtes Gewissen, wenn wir unser Abwaschwasser auf einer Schotterpiste auskippen. Hier werden täglich tausende Kubikmeter von Industrieabwässer in den Fluss gekippt, das ganze geht dann ins Meer. Und keinen interessiert das. Der Bürgermeister Bogotas hat es zwar zum Ziel gesetzt, die Abwassersituation in Bogota zu verbessern, aber ob das Projekt Erfolg haben wird oder es im Sand verläuft, werden wir sehen. Wir stehen auf einer klapprigen Holzterrasse, trinken für 50 Cent einen Kaffee vom Holzgrill. Immerhin übertüncht der Rauch den Gestank des Abwasserwasserfalls.

Wir fahren nach Bogota rein. Wir sind positiv erstaunt. Natürlich sind die Vororte eher chaotisch, schmutzig und wenig einladend. Aber als wir das hinter uns lassen, treffen wir auf eine recht moderne Stadt, mit Hochhäusern, McDonalds, Sushirestaurants, Modeketten etc. Es ist Sonntag, d.h. die Busse fahren nicht auf der Busspur. Stattdessen wird die Spur von Fahrradfahren, Inlineskatern und Skateboardern genutzt. Eltern bringen ihren Kindern das Fahrradfahren bei. Auch unser Hotel erinnert eher einem Hotel mit europäischen Standards. Das hatten wir schon lange nicht mehr. In der Altstadt von Bogota tummelt sich das Leben. Zwischen Indigenen, die Riesenameisen und Coca verkaufen, finden sich auch Hippies, die Schmuck herstellen, wieder. Erstmal überwältigt von der Stadt, flüchten wir in ein Cafe. Wir gönnen uns ein Stück Kuchen und nehmen Coca-Tee. Lecker ist der nicht, schmeckt wie Heu im warmen Wasser. Zurück im Getümmel besuchen wir das Goldmuseum, das Kunststücke aus der Präkolumbianischen Zeit beherbergt. Kaum zu glauben, wie grazil manche Artefakte herausgearbeitet wurden. Unsere Augen werden immer grösser, die Verlockung ist gross ein Stück mitgehen zu lassen. Leider sind einzigartigen Teile hinter einem dicken Panzerglas gesichert. Wir gehen lieber auf den Markt und kaufen uns dort Schmuck. Aus purem Gold versichert man uns 😉. Den Nachmittag verbringen wir in La Candelaria, dem Stadtteil aus der Kolonialzeit. Viele der Gebäude sind gut erhalten und man hat sie zu schicken Boutiquen oder alternativen Cafes umgebaut. Sehr interessant.

Von der Kälte zurück in die Hitze. Wir sind in der Tatacoa-Wüste! Auch so ein Ort, von dem man nicht glaubt er sei in Kolumbien. Durch sintflutartige Regenfälle hat sich das Wasser seinen Weg durch das rote lose Geröll gesucht und dadurch eine einzigartige Landschaft erschaffen. Kakteen rahmen die Szenerie ein! Mehr als ein Tagesausflug ist dieser Ort jedoch nicht. Es ist zu heiss und wir sehnen uns eigentlich nach der kühlen Luft. Es geht weiter Richtung Süden.

Wir kommen in San Augustin an. Einem kleinen ruhigen, aber leicht touristischen Ort. Bekannt ist der Ort für Steinfiguren, die man quasi in jedem Garten hier gefunden hat. Es wird vermutet, dass die Figuren zum Beispiel als Wächter von Gebäuden eingesetzt oder als glücksbringende Symbole aufgestellt wurden. Wir wollen ein kleines Museum besuchen, als von uns der Eintrittspreis von 17€ für Ausländer verlangt wird. Total übertrieben lehnen wir ab und besuchen stattdessen ein privates Museum abseits der Touristenpfade. Zwar mit weniger Statuen aber für 1€, keine Leute und mitten am Fundort ist es unserer Meinung nach eh die bessere Entscheidung. Am Ausgang erblicken wir noch selbstgemachte Kettenanhänger aus Stein, die den Statuen nachempfunden wurden. Die Freude im Blick des Mannes ist nicht zu übersehen. Wir sind wohl die ersten, die sich für die Anhänger interessieren. Wir kaufen gleich drei Stück.

Wir wollen weiter Richtung Ecuador. Da es vor einigen Wochen schwere Regenfälle gegeben hat, ist die Hauptverkehrsroute durch einen gewaltigen Erdrutsch in Mitleidenschaft gezogen worden. Wir müssen also über den Ort Macoa nach Pasto, die durch eine Strasse verbunden sind, die Trampolin de la Muerte heisst. Name ist Programm. Die Strasse, besser Piste wurde damals aus dem Felsen gesprengt, um im Krieg Ecuador schneller angreifen zu können. Die Strasse ist unbefestigt, an manchen Stellen kaum breiter als ein Auto, es ist oft neblig, regnerisch, sie windet sich serpentinengleich auf fast 3300 Meter hoch, an der Seite geht es mehrere hundert Meter senkrecht runter. Die letzte Regenfälle haben auch hier Erdrutsche abgehen lassen. Weil es zur Zeit die einzige Verbindung Richtung Süden ist, müssen hier alle LKWs durch. Es ist sehr viel los, die LKWs kommen kaum vom Fleck. Die Strecke ist nur in eine Richtung, diese wechselt sich täglich ab. Hier trifft man auch auf viele ungeduldige Autofahrer, einige davon die grössten Idioten. Sie versuchen im Nebel die LKWs zu überholen, drängen diese zum Abbremsen. Es wird gehupt und auch mal der Finger gezeigt. Wir vermuten, dass die hohe Zahl der Toten nicht durch die ungesicherte Fahrbahn kommt, sondern durch das rücksichtlose Verhalten mancher Autofahrer herrührt. Weil wir die Fahrt «geniessen» möchten, lassen wir Abstand zu den LKWs und lassen uns gerne überholen. Wir wollen nicht zu einem weiteren Kreuz am Strassenrand werden.

Wir überstehen die Fahrt unbeschadet und machen uns auf den Weg nach Ecuador. Kurz vor der Grenze besuchen wir noch Las Lajas, eine Basilica aus weissem Stein. Der Ort ist auch bei anderen Touristen bekannt, so werden wir bereits auf dem Parkplatz von einer Dame mit zwei buntgeschmückten Lamas begrüsst. Lamas werden wir noch viele sehen denken wir uns, und laufen eiskalt an ihr vorbei. Die Basilica sieht schön aus, in einem Tal liegend über einen Fluss gespannt. Wir machen schöne Fotos. Innen jedoch sieht es eher aus wie in einer Gothic Disco, bunte Lichter strahlen über die Jesusstatuen und aus Lautsprechern tönt ein Priester mit Musik im Hintergrund. Einen DJ finden wir jedoch nicht. Wir prägen eine Münze in der Walze und begeben uns zum Auto.

Kolumbien, wir haben uns in dich verliebt. Auch wenn wir sechs Wochen da waren, hätten wir noch länger bleiben können. Auf dem Weg nach Ecuador sehen wir am Strassenrand einige Männer, die etwas grillen, die einem unserer Haustiere in Europa ähneln. Das nächste Abenteuer kommt!

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