Wir sind nun offiziell in Alaska eingetroffen und unser ESTA Visum läuft noch genau 3 Wochen. Der Erste Stopp nach der Grenze ist ein kleines Städtchen namens Chicken. Dieses Städtchen ist nur im Sommer bewohnt und hat gerade mal 3 Läden die eigentlich nur für Touristen betrieben werden. Da Chicken nicht wirklich geeignet ist unsere Lebensmittelvorräte aufzufüllen, fahren wir weiter über Tok nach Fairbanks. Hier besorgen wir ein Auslesegerät für unseren Camper und gönnen ihm einen Ölwechsel vor der Reise zum Arktischen Meer. Unsere Motorkontrollleuchte leuchtet immer wieder mal auf, verschwindet aber auch so schnell wieder. Wir entscheiden uns daher unser Fahrzeug erst in Mexiko einer Grossinspektion zu unterziehen, da es den Toyota Hilux in den USA oder Kanada gar nicht gibt, in Mexiko jedoch schon.
Alles vorbereitet brechen wir zum Dalton Highway auf. Dieser Highway führt über unbefestigte Strassen bis zum Arktischen Meer. Auf dieser Route fahren fast nur Lastwagen, da am Arktischen Meer ein grosses Ölfeld erschlossen wird – sonst gibt es dort eigentlich nichts. Mittlerweile sind wir so weit im Norden, dass die Sonne gar nicht mehr untergeht. Die Strecke führt angefangen von einer weiten Tundra über Berge schliesslich zum zugefrorenen Meer. Die unendliche Weite und Stille ist absolut beeindruckend. Damit wir auf unserem Campingplatz, mitten im Nirgendwo, schlafen konnten bei grellem Sonnenschein mitten in der Nacht, haben wir unsere zweite Aussenplane montiert. Damit haben wir etwas Dunkelheit im Camper. Überraschenderweise haben wir im Norden trotzdem immer sehr gut und lange schlafen können – erstaunlich wie schnell sich der Körper an ungewohnte Situationen gewöhnen kann. Dennoch schlägt die 24/7 Sonne auf unser Gemüt.
Unterwegs können wir eine Herde Moschusochsen beobachten. Diese Tiere sind wunderschön aber erstaunlich klein für einen Ochsen, wie wir finden.
Am zweiten Tag erreichen wir Dead Horse am arktischen Meer. Der Ort ist noch mit Eis und Schnee bedeckt – es ist ja auch erst Mitte Juni! Das Meer ist noch zugefroren, doch man kann es nur von Weitem hinter all den Ölbohrtürmen entdecken. Ans Meer kommt man nur im Sommer und auch nur mit einer Touristen-Tour. Es ist kalt und windig und nach dem Besuch des einzigen Ladens in Dead Horse, brechen wir auf um den ganzen Weg zurückzufahren.
Nach ein paar Tagen kommen wir in Anchorage an und es ist wieder die Zeit gekommen um unsere Vorräte aufzufüllen und Richtung der Kenai-Halbinsel aufzubrechen. Dort gibt es ganz viele Gletscher und wunderschöne Wanderwege zu entdecken.
Das Wetter hat uns im Stich gelassen und es ist kalt und regnerisch, trotzdem brechen wir zu einer Wanderung zum Fuss des Exit-Gletschers auf. Mit Bären-Spray und Glocke bewaffnet krakseln wir den unheimlich grünen Berg hinauf, um nach Stunden nicht mal ansatzweise in der Nähe des Gletschers zu sein. Die Aussicht ist trotzdem wunderschön. Leider schmelzen alle Gletscher extrem schnell und von den damaligen beeindruckenden riesigen Eisflächen, ist meist nur noch ein kleines Rinnsal übrig.
Da das Wetter immer schlechter wird, brechen wir nach einem Tag schon wieder auf und fahren Richtung Homer. Homer ist die Hailbutt-Hauptstadt der Welt und zieht jährlich unzählige Angler zu dem kleinen Ort. Wir waren verwundert, dass sich hier auch sehr viele Russen niedergelassen haben und teilweise sogar in unabhängigen Gemeinden sehr abgeschieden leben. Alaska gehörte früher zu Russland, daher tragen auch viele Orte noch russische Namen. Der Ausblick von Homer ist unglaublich schön aber auch sehr touristisch. Wir holen uns Heilbutt Fritter und laufen der langen Küste entlang. Hier finden wir viele Hailbutt Köpfe und Innereien, die die Fischer zurückgelassen haben. Dies lockt unzählige Adler an und bietet ein unglaubliches Spektakel. So viele Adler gerade mal 2-3 Meter von uns entfernt.
So langsam beginnt die Touristensaison in Alaska und für uns wird es schon fast unmöglich jeden Tag einen geeigneten oder freien Schlafplatz zu finden. Also entscheiden wir uns in den riesigen und wenig besuchten Wrangell-St. Elias National Park zu fahren. In diesem Park befinden sich einige inaktive Vulkane und einige aktive und auch verlassene Minen. Zu einer verlassen Mine wandern wir erneut mit Bären Spray und Bärenglocke. Der beschwerliche und steinige Weg führt uns zu ein paar verlassenen Hütten, Förderbändern und einem versperrten Mineneingang. Die Aussicht ist wunderschön und wir sind komplett alleine. Ist dann aber auch nicht verwunderlich, da es in dem Park wirklich nicht viel zu entdecken gibt, ist aber trotzdem eine schöne Erholung zu den überlaufenen Touristenorten.
Unser Visum für die USA läuft langsam aus und es wird Zeit erneut nach Kanada zurückzukehren. Da Dawson City uns so gefallen hat, gehen wir dorthin zurück und planen unsere weitere Reise.
Der nette Grenzbeamte an der Alaska-Grenze hat uns geraten, nach Ablauf unseres ESTA`s ein paar Wochen in Kanada zu verbringen, damit wir nochmals in die USA einreisen können. Normalerweise gilt Kanada nicht als Ausreiseland und ein ESTA wird dann nicht erneuert. Um nun etwas Zeit zu schinden und weil wir wirklich noch unsere Zehen in das arktische Meer halten möchten, beschliessen wir auch noch den Dempster Highway zu befahren. Dieser wurde gerade für den Sommer geöffnet, nach einiger Verzögerung, da er länger als erwartet vereist war und man mit Überschwemmungen zu kämpfen hatte. Viele Touristen sind schon in den Startlöchern und alle fahren gleichzeitig Richtung Inuvik los. Dieser Highway ist bekannt für kaputte Windschutzscheiben und platte Reifen. Unterwegs sehen wir auch viele die die Reifen wechseln müssen oder zerstörte Scheiben haben. Wir haben Glück und nur ein paar kleine Splitter abbekommen.
In Inuvik geht erneut die Sonne nicht unter und die Einheimischen veranstalten gerade einen Midnight Sun Fun Run. Wir mischen uns also unter das Volk und geniessen ein Elvis-Rockkonzert bei Sonnenschein um 00:00 Uhr. Ansonsten sind die Einheimischen von den Touristen überrascht, daher ist Vieles noch geschlossen, wie auch unser Campingplatz. Da es sonst keinen Platz mehr gibt, haben wir uns auf einen eigentlich geschlossenen Campingplatz gestellt, wie auch etwa 20 andere Camper. Man sagt uns es komme womöglich jemand vorbei und kassiert ab. Wir haben Glück und bleiben die Nacht gratis da. Seit ein paar Jahren gibt es noch eine weitere Strasse, die nach Tuktoyaktuk am arktischen Meer führt. Viele Touristen wollen den Weg nicht mehr auf sich nehmen und haben bei Inuvik umgedreht. Wir sind schon so weit ohne Probleme gekommen, also wollen wir den Rest der Strecke auch noch machen. In Tuktoyaktuk angekommen, werden wir gleich von Deutschen angesprochen mit «SPRECHEN SIE DEUTSCH?». «Na klar» antworten wir, «wir haben ja ein deutsches Kennzeichen!» Ansonsten ist hier auch nichts los, alles geschlossen und nur ein paar Touristen tummeln sich hier rum. Wir ziehen also unsere Schuhe und Socken aus und stehen ins arktische Meer. Das ist der Punkt, ab dem es für uns nur noch gen Süden geht – damit wir irgendwann Mal nach vielen weiteren Monaten ins Antarktische Meer in Argentinien stehen können. Das Meer ist noch immer gefroren und nur einige kleine Stellen sind aufgetaut und eisfrei. Damit wir unsere Füsse wieder spüren, ziehen wir die Socken wieder an und Springen etwas herum.
Nun heisst es die fast 1000 km zurückzufahren. Wir müssen immer genau Planen in welchen Etappen wir fahren, da die Tankstellen nur alle 400 km vorhanden sind. Wir schaffen es ohne Probleme zurück in die Zivilisation und sehen unterwegs sogar noch einige Grizzlis und Schwarzbären.
Die nächsten Tage fahren wir viel Richtung Süden bis nach Steward. Wir versuchen es nochmals mit einem Gletscher. Der Salmongletscher ist der grösste per Fahrzeug erreichbare Gletscher und den wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Die Fahrt durch die saftig grünen Wälder ist wunderschön und die Landschaft atemberaubend. Unterwegs sehen wir erneut viele Bären und Elche, was auch nie den Reiz verliert. Auf dem Weg kommen wir noch an Jade City vorbei, wo kanadischer Jade abgebaut wird und auch hier ist erneut ein junger Deutscher, der hier arbeitet und uns alles erklärt. Wir dürfen ein kleines Säckchen mit Jadesteinchen füllen und als Souvenir mitnehmen. In Steward angekommen verbringen wir die Nacht auf einem Campingplatz mitten im Wald, der Boden bedeckt mit riesigen Farnen und saftigem Moos – eines der schönsten Campingplätze unserer Reise soweit. Am nächsten Tag brechen wir zum Gletscher, warum wir dazu über die Amerikanische Grenze müssen. Ein paar Fragen und wir können «einreisen». Sie machen keine grossen Kontrollen, da man sowieso nirgends hinkann und die Hauptstrasse in einem Loop wieder nach Kanada führt.
Die Strasse ist in einem unheimlich schlechten Zustand, doch der beschwerliche Weg führt durch den Wald mit vielen Wasserfällen, schneebedeckten Hügeln, steilen Abhängen schliesslich zu einer Plattform neben dem riesigen Gletscher. Die Aussicht ist nicht von dieser Welt und hat uns absolut begeistert und natürlich haben wir gleich auch Schweizer, als die einzigen anderen Besucher getroffen.
Nach diesem Abenteuer führt uns unser Weg zurück zum Jasper und Banff National Park. Diese Parks wollen wir uns unbedingt nochmals ansehen, da sie weltbekannt sind und wir bei unserer ersten Durchfahrt noch viele Wanderwege geschlossen und vereist waren. Im Juli ist nun Hauptsaison und das bekommen wir gleich zu spüren. Die Strassen verstopfen, wenn sich ein Tier in der Nähe befindet. Die Touristen springen dazu aus ihren Fahrzeugen und rennen diesen Tieren hinterher. Die Wanderwege sind überfüllt und man muss überall immer anstehen. Die Parkplätze sind schon um 8 Uhr morgens überfüllt, abgesperrt und wenn man es hineinschafft, zahlt man noch 13 $ obendrauf um zu parken. Das Wetter zieht zu, es regnet und dieser Zirkus hat uns komplett überrumpelt und wir reisen nach 2 Tagen genervt wieder ab.
Genervt flüchten wir nach Hope. Dies ist ein kleines Städtchen und war der Drehort von John Rambo. Leider erinnert nur noch eine Statue an diesen Film – viele Reliquien wurden verkauft oder einfach demontiert, weil sie die Stadt gestört haben. Enttäuscht nehmen wir uns ein Hotel, damit wir Internet haben für unsere weitere Planung. Wir buchen die Fähre von Vancouver nach Vancouver Island für den nächsten Tag.
Da wir eine Fähre für den Nachmittag gebucht haben, verbringen wir ein paar Stunden im Stanley Park. Es ist der 1. Juli, der Nationalfeiertag in Kanada. Die Sonne scheint, es ist warm, also verbringen Viele ihren freien Tag mit Baden, Sonnen und Sport.
Mit der Autofähre erreichen wir den Süden von Vancouver Island am Abend. Wir haben die Situation unterschätzt und finden nach Stunden keinen freien Campingplatz mehr. Also teilen wir uns einen Holzverladeplatz mit einigen anderen unweit der Strasse. Nicht schön, aber geschlafen haben wir dennoch gut. Am nächsten Tag unternehmen wir eine Wanderung zur Pazifikküste. Der Weg ist schön und führt durch grüne Nebelwälder an einen Strand, auf den ein Wasserfall hinunterplätschert. Leider auch hier wieder unglaublich viele Touristen unterwegs. Wir brechen auf gen Norden der Insel.
Der Norden von Vancouver Island ist zu unserer Überraschung quasi leer von Touristen und es gibt hier wunderschöne Wälder und Seen zu entdecken – endlich, danach haben wir gesucht. Hier haben wir mit Abstand die schönsten Campingplätze die auch noch gratis sind. An einem Abend wollen wir in einem Naturreservat übernachten. Plötzlich stossen wir zu einem Tor auf dem steht, dass dieses um 18:00 Uhr geschlossen wird, obwohl wir weit und breit die einzigen Menschen sind. Wir zögern etwas, da es schon dunkel wird und wir nicht sicher sind, ob der Platz etwas für uns ist und ob wir da wieder rauskommen, wenn das Tor zu geht. Da wir gerade keine andere Möglichkeit sehen, fahren wir trotzdem in das Reservat. Es fängt an zu regnen und die Strasse ist in einem schrecklichen Zustand – sie führt durch einen verschlungenen Wald und wird immer enger. Plötzlich kommt uns ein kleiner schmächtiger Mann im Regenmantel und einem riesigen deutschen Schäferhund entgegen und hält uns an. Er teilt uns mit, wo wir hinfahren müssen und dass er jetzt zum Tor läuft um es abzuschliessen. Wir finden diese Situation etwas seltsam und wir wissen wirklich nicht, wo wir am Ende landen werden. Plötzlich geht der Wald auf und es wird eine schöne offene Fläche neben einem Fluss sichtbar. Der Platz ist schön gepflegt mit bereitgestelltem Feuerholz und einige selbst gebauten Unterständen. Wir richten uns ein und essen zu Abend, als plötzlich der schmächtige Mann mit seinem Hund an unserem Camper klopft. Er will alles von unserer Reise wissen und sagt, dass er alleine mit seinem Hund Zoom Zoom hier im Wald lebt und darauf aufpasst. Er hat sich im Militärdienst eine Verletzung zugezogen und wird jetzt in einem speziellen Programm angestellt, um im Sommer Kindern das Goldschürfen beizubringen. Er läuft jeden Morgen und Abend mehrere Kilometer mit seinem Hund um das Tor zu schliessen und öffnen, damit Wilderer den Wald nicht zerstören. Er gibt uns sehr hilfreiche Tips und wünscht uns für unsere Reise alles Gute. Wir verlassen den wunderschönen Platz am nächsten Morgen wieder.
Nachdem wir Tahsis besucht haben, fahren wir weiter Richtung Norden. Wir entdecken ein Höhlensystem, die kaum spärlich beschrieben sind. Wir nehmen das spannende Abenteuer auf uns stapfen durch den Wald. Nach einigen Minuten tun sich plötzlich überall Löcher auf – Absperrungen sind keine vorhanden. Wir laufen also in jede Höhle rein, in die ganz engen trauen wir uns aber nicht, da kommt man nur kriechend durch – vorausgesetzt man hat nicht zu viel auf den Rippen. Es hat geregnet die letzten Stunden und wir wollen nicht in einer Höhle ertrinken ohne Aussicht auf Hilfe. Es sind noch 3 Junge Personen unterwegs, sie kriechen einfach überall hinein und tauchen bei einem Wasserfall plötzlich wieder auf.
Nach zwei unvergesslichen Wochen kehren wir auf das Festland nach Vancouver zurück. Nach Vancouver wollen wir nicht mehr. Zu hektisch ist die Stadt. Stattdessen bereiten wir uns vor um über die US Grenze zu kommen.
Der Tag ist gekommen und wir versuchen die Grenze zu überqueren. Wir haben unzählige Dokumente zusammengesammelt und haben die verbotenen Lebensmittel aufgebraucht. Nach einer Stunde im Stau, ziehen sie uns heraus und wir müssen uns im Zollgebäude vorstellen. Eine Junge Dame fragt was wir in den USA machen wollen und ob uns 90 weitere Tage für unsere Reisepläne reichen würde. Wir sind total überrascht, dass wir uns solche Sorgen gemacht haben und sie uns einfach so weitere 90 Tage gewährt. Die einzigen Probleme haben wir mit einem Apfel von Kalifornien, den sie inspizieren und in einer Tüte mit Kleber genehmigen müssen. Alle Stempel gesammelt und Camper inspiziert:
Willkommen zurück in den USA!