Portugal und Galicien

Wir sind in Portugal – wenigstens das hat geklappt! Sonniges Wetter und angenehme Temperaturen im September reizen uns dem Schmuddelwetter der Schweiz und Süddeutschlands zu entfliehen und den langen Weg dahin aufzunehmen. Anfang September ist ausserdem die Zahl der Neuinfektionen an Covid-19 in Portugal recht tief und wir können als Reisende ohne grössere Einschränkungen das Land erkunden.

Den ersten Stop legen wir in Vila Nova de Milfontes ein. Lilyas Eltern haben sich vor einigen Jahren hier im Alentejo niedergelassen und freuen sich auf jeden Besuch aus der Heimat! Auszutauschen gibt es viel, unsere geplatzte Panamericana-Reise, unsere weiteren Vorhaben und vieles mehr. Von hier aus planen wir auch Portugal zu erkunden. Den Norden wollen wir unbedingt sehen!

Den Anfang machen wir dennoch mit der nahegelegenen und bei Touristen beliebten Algarve. Bekannt ist die Algarve für ihre Felsküste und die weissen Sandstrände, die sich zwischen Felsklippen verstecken. Es ist warm und sonnig, also wagen wir uns ins Meer. Das Wasser ist kälter als gedacht – egal! Ein Spaziergang entlang der Küste bei Sonnenuntergang, die sich übrigens sehr gut für atemberaubende Drohnenaufnahmen eignet, runden unseren Tag ab. Im Camper wird noch etwas leckeres gekocht und hinterher Netflix auf dem Beamer geschaut, bis beide eingeschlafen sind.

Da Lilyas Eltern auch einen Camper besitzen, wollen sie unbedingt paar Tage mit uns die Gegend erkunden. Bevor sie aber im Süden ankommen, nutzen wir die Chance, um die Drohne am Leuchtturm von Sagres zu starten. Den Möwen gefällt diese Aktion aber gar nicht. Sie sehen die Drohne als Gefahr für ihre Nistplätze an den Klippen und versuchen diese zu attackieren. Zurück über Landfläche fliegen, die Drohne ganz weit nach oben schicken und schnell raus aufs Meer schafft da Abhilfe. Den Nachmittag verbringen wir damit, die Westküste der Algarve zu erkunden und unseren 4×4 Camper ans Limit zu bringen. Es lohnt sich abermals, denn der Ausblick weit oben ist gigantisch – und zudem auch noch menschenleer. Zum Glück findet sich auch gleich ein wunderschönes Plätzchen, an dem wir unser Nachtlager aufschlagen. Zu diesem werden wir die nächsten Nächte zurückkehren.

Mit Lilyas Eltern machen wir uns dann auf Spurensuche zur längst vergangenen Welt der Dinosaurier. Ganz unscheinbar an der Praia Santa und Umgebung finden sich Spuren von Dinos direkt am Strand. Man erkennt deutlich deren Grösse und den drei Zehen Fussabdruck.

Die nächsten Tage verbringen wir in der inneren Algarve, Monchique und Silvas. Bevor wir aber den Süden verlassen, nutzen wir das tolle Wetter und die guten Bedingungen, um Wellen zu reiten. Da wir (noch) keine Surfer-Profis sind, schlucken wir jede Menge Meerwasser. „Das gehört dazu“ denken wir uns und springen erneut ins brausende Wasser. Am nächsten Tag bedankt sich unser Körper mit Muskelkater und Gliederschmerzen.

Es ist mittlerweile Anfang Oktober und wir machen uns auf den Weg ins nördliche Alentejo. Dort finden wir ein tolles Plätzchen an einem Stausee – ausserdem ist die geringe Lichtverschmutzung durch Strassenbeleuchtung und die trockene Atmosphäre ideal für Langzeitaufnahmen vom Sternenhimmel. Um aus einzelnen Bildern dann ein bewegtes Video erstellen zu können, benötigen wir ein Foto alle 60 Sekunden. Also sitzen wir die halbe Nacht draussen, um den Auslöser zu drücken, sobald wieder eine Minute vergangen ist. Trotz ankleiden mehrerer Kleidungsschichten, dem sogenannten Zwiebelschalenprinzip, frieren wir uns den Füdli (schweiz. Hintern) ab. Auch das Feuerwasser wärmt uns leider nicht. Die Aufnahmen hingegen werden grandios und überraschen uns selbst.

Am 20. Oktober befinden wir uns wieder in Vila Nova de Milfontes, um Antons 30sten Geburtstag zu feiern. An diesem Tag regnet es den ganzen Tag. Schön für die Natur, denn es ist das erste Mal seit Monaten, dass so viel Wasser vom Himmel kommt. Ab da beginnt die ausgetrocknete Landschaft wieder zu grünen.

Wir sind wieder auf Tour Richtung Nazare. Ein Herbststurm auf dem Atlantik wütet und scheint riesige Wellen Richtung Küste zu schicken. Nazares Küste ist bekannt dafür, dass durch die trichterförmige Felsformationen unter Wasser die Wellen weiter in die Höhe getrieben werden. Wir werden nicht enttäuscht – die Wellen sind um die 20 Meter hoch und waghalsige Surfer versuchen, die grössten Wellen der Welt zu reiten. Womöglich wurde an diesem Tag der Rekord gebrochen, wir wissen es aber nicht. Einige Experten reden von 30 Meter Wellen, aber die Auswertung läuft noch.

Wir fahren weg vom Meer ins Landesinnere. Nach Monsanto um genau zu sein. Das Dörfchen ist einzigartig. Grosse Steine werden hier als Teil des Hauses genutzt und teilweise sogar als Dach. Wäre uns persönlich etwas zu riskant, aber toll zum anschauen ist es allemal. Ausdauer sollte man hier aber mitbringen. Die Gassen bestehen teils aus groben Pflaster, teils aus bearbeiteten Felsen. Dazu sind die Wege steil und die Strassen schmal.

Es geht weiter über die Serra da Estrela, dem höchsten Gebirge von Portugals Festland. Steil schlängelt sich die Strasse immer höher, bis wir fast 2000 Meter Höhe erreichen. Hier oben haben wir einen wundervollen kilometerweiten Ausblick übers Tal. Die Landschaft hat sich genauso stark verändert, wie die Temperatur. Zu kalt und zu windig, um hier länger zu bleiben denken wir uns und fahren auf der anderen Seite wieder runter. Das frische Bergwasser, welches direkt aus der Felswand läuft, nutzen wir, um unseren Frischwassertank zu füllen.

Am nächsten Tag besuchen wir die verlassenen Minas do Bracal. Schon vor Jahrzehnten verlassen erobert sich nun die Natur die bebauten Flächen zurück. Eindrücklich, dass hier mal eine ganze Kleinstadt stand inklusive Brücken, Plätzen, Kindergärten und Wohnhäusern, die nun von Efeu und anderen Pflanzen überwuchert werden. So sieht es also aus, wenn der Mensch eines Tages plötzlich verschwindet – absolut beeindruckend! Die Strasse runter in die alte Minenstadt ist aber nicht gepflegt. Zum Glück haben wir Allrad und ein höhergelegtes Fahrwerk, das spart uns die Wanderung im Regen und Matsch.

Von der alten Minenstadt geht es weiter, wieder in die Höhe. Dieses mal zum Portal do Inferno. Wir haben Glück, denn es ist bewölkt, nebelig und leicht regnerisch. Genau das richtige Wetter für tolle TimeLapse-Aufnahmen. Die Nebelwolken stauen sich nämlich am Portal und ergeben dadurch ein atemberaubendes Naturspektakel, welches wir komplett alleine bewundern dürfen. Nach paar Minuten Weiterfahrt wird uns dann der Weg versperrt. Ein Hirte treibt seine Ziegen – die laufen aber lieber auf der Strasse, als am Rand.

Im Peneda Geres Nationalpark überqueren wir die Grenze zu Spanien bei schönstem Herbstwetter. Das Laub leuchtet in gelb-roten Farben und die Sonne sucht sich ihren Weg durch einzelne Wolken. Als wir an unserem Übernachtungsplatz an der Küste Nordgaliciens ankommen, ändert sich das Wetter aber mit Eintreffen der Dunkelheit. Blitz und Donner begleiten uns die erste Nacht in Nordspanien.

Am nächsten Tag fahren wir entlang der Küste Richtung Westen. Das Wetter weiss aber nicht so Recht, was es will. Paar Minuten wärmenden Sonnenscheins werden abgelöst durch Wind und Regen, auf den dann wieder ein Regenbogen folgt – solches Wetter sind wir eigentlich im April gewohnt. Umso imposanter ist dann aber unser Ausblick über die Küste. Da nehmen wir nasse Klamotten gerne in Kauf! Auf einer kleinen Halbinsel finden wir dann ein sehr kleines Plätzchen zwischen braunen Farnen, wo wir die Nacht verbringen können. „Wenns passt, dann passts!“ denken wir uns und fahren rückwärts rein.

Nachdem wir noch eine verfallene Keltenstadt direkt am Meer bestaunt haben, machen wir uns wieder auf den Weg zu unserem 2. Zuhause: Vila Nova de Milfontes im Alentejo. Hier verbringen wir noch einige Wochen, bis wir uns zurück die Schweiz bzw. Süddeutschland begeben. Von dort aus wird ein neuer Plan geschmiedet! Reisen wird wahrscheinlich auch Anfang/ Mitte 2021 nicht möglich sein, zumal die Corona-Infektionen wieder zunehmen. Es drohen wieder Lockdowns, womöglich auch Grenzschliessungen. Zurück zum Alltag und wie gewohnt zur Arbeit? Oder noch 6 Monate und länger absitzen? Was ist sinnvoller? Das werden wir euch im nächsten Blogeintrag berichten.

Bis dahin bleibt gesund!

1 Gedanke zu “Portugal und Galicien”

  1. Hey Lilya und Anton,

    was für ein Zufall, dass ich das gefunden habe. Mein Arbeitskollege sagte mir schon , dass fast das gleiche Fahrzeug in Waldshut-Tiengen fährt wie wir es haben. Ich habe auch einen Hilux mit Ortec Kabine auch in weiss 🙂
    Meldet Euch doch gerne mal per Email.
    Liebe Grüße
    Paddy Müller

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