Am 21. Mai wäre der nächste Termin für die Grenzöffnung zu Kanada gewesen. Also haben wir unser kleines Nest in California verlassen und uns auf den Weg zur kanadischen Grenze gemacht. Da wir es nicht eilig hatten, haben wir den längeren, doch schöneren Weg entlang der Küste gewählt. Schlussendlich sind wir am 19. Mai an der Grenze angekommen und genau an diesem Tag wurde die Verlängerung bis mindestens zum 21. Juni bekanntgegeben. Für uns sehr nervig, aber wir können die Kanadier gut verstehen, dass sie die Grenzen zu dem am meisten infizierte Land nicht gleich wieder öffnen wollen.
Da wir aber keine andere Möglichkeit hatten und unser Visum am 10. Juni abläuft, wollten wir unser Glück versuchen und nach einer Sonderbewilligung fragen. Also sind wir nach Seattle nicht gerade an den prominentesten Zollübergang, sondern direkt zum nächsten. Als wir an der Grenze angekommen sind, wurden wir schon vom amerikanischen Ranger und der Grenzkontrolle angehalten. Diese haben uns direkt ins Kreuzverhör genommen und meinten wir seien illegal und sollten sofort nach Hause fliegen. Als ich ihnen erklären wollte, dass das kanadische Konsulat mich an eine kanadische Grenze zum Abklären geschickt hatte und wir nur mit den Kanadiern reden wollten, wurden die Grenzbeamten noch direkter. Sie meinten, dass wenn wir diese Linie übertreten, seien wir aus der USA ausgereist und wenn uns die Kanadier dann abweisen, müssen wir erneut in die USA einreisen. Würden wir dies machen, würden sie uns verhaften und in den nächsten Flieger nach Hause setzen, oder wir könnten vor der Linie umkehren und den nächsten Flug selbst nach Hause buchen. Etwas verdutzt und verwirrt haben wir umgedreht und uns auf dem nächsten Parkplatz neu orientiert. Es gibt viele Grenzübergänge, irgendjemand wird uns sicher helfen. Also sind wir zur nächsten Grenze gefahren.
Wir hatten schon vorab mit Emails und Telefonaten versucht herauszufinden, was wir machen können, doch wie wir, wissen auch alle anderen offenbar nicht, was in einer solchen Situation zu tun ist.
Die zweite Grenze war nochmals 1,5 Stunden entfernt und ziemlich versteckt in den Bergen. Es war ein sehr kleiner Grenzübergang, doch auch hier wurden wir von den orangenen Absperrbänder begrüsst. In dem kleinen Zollhäuschen war niemand zu sehen und an der Tür war die Aufschrift: bitte nur eine Person eintreten. Also ist Lilya brav mit den Dokumenten und Pässen eingetreten. Die zwei Zollbeamten haben offenbar in einem Hinterzimmer geschlafen und waren sehr verblüfft, dass in dieser Zeit überhaupt Jemand an ihrer Grenze vorbeikommt. Lilya hat die Situation geschildert und gefragt, ob wir mit dem Kanadier am anderen Ende des Absperrbandes sprechen könnten. Dieser wurde dann auch via Telefon herbeigerufen. Der schwer bewaffnete Beamte hat dann seinen Fragebogen ausgepackt und natürlich hatten wir keinen ausreichenden Grund die Grenze zu passieren. Wir haben ihnen erklärt, dass unser Visum am 10. Juni abläuft und somit die Frist für die Grenzöffnung für uns 11 Tage zu spät kommen würde.
Wir waren schon nach der ersten Begegnung mit den Zollbeamten so niedergeschlagen, dass wir schon unseren Rückflug nachgeschaut haben. Die Zollbeamten haben aber geschmunzelt und sich bedankt, dass wir uns informierten und Sorgen machten, dass unser Visum ablaufen könnte. Der amerikanische Beamte zeigte uns dann ein Mail, was bestätigte, dass das Visum für alle Touristen, die legal in die USA eingereist sind, automatisch verlängert werden, bis die Grenzen wieder geöffnet werden. Auch der kanadische Zollbeamte versicherte uns, dass selbst diese 11 Tage zu überziehen, überhaupt kein Problem sei. Das letzte was der Beamte noch sagte war, dass wir uns keine Sorgen machen und den Grand Canyon besuchen sollten, der sei jetzt wieder geöffnet.
Sichtlich erleichtert haben wir uns bei den Beamten bedankt und sind dann wieder Richtung Süden gefahren, ohne ein wirkliches Ziel zu haben.
Momentan befinden wir uns in Montana und versuchen der kanadischen Grenze entlang wieder nach Westen zu fahren. Ein wirkliches Ziel haben wir noch nicht und die Abende momentan werden hauptsächlich genutzt, um herauszufinden was offen ist und was nicht und das ist gar nicht mal so einfach.
Wir müssen also noch nicht nach Hause reisen und wir hoffen, dass es in Zukunft auch noch so glimpflich weiter gehen wird.
Noch ein kleiner Nachtrag: Wir haben nun eine Verlängerung für unser Visa erhalten und dürfen noch bis mitte Juli bleiben. Daumen drücken, dass wir unser Visa erneut verlängern lassen können.
Bleibt gesund!