Hallo Baltimore

Wir haben uns vor einer Woche in einem Vorort von Baltimore eingemummelt und uns von der Aussenwelt abgeschnitten. Unsere Tage bestanden darin, Essen zu holen und versuchen einen Netzanbieter zu finden. Alle Plätze, Einkauszentren und Städte sind leergefegt. Restaurants sind geschlossen und es gibt nur noch leergekaufte Einkauszentren und Drive-In von bekannten Fast-Food-Ketten. Sogar die Essensversorgung fürs Motel zu sichern ist schwieriger als gedacht, wenn es nur noch Trockenfleisch und Mikrowellenreis zu kaufen gibt. Wir haben also unsere Erziehung zum Thema gesunde Ernährung über Bord geworfen und gekauft, was man so findet und man in einer Microwelle kochen kann. Sogar unser bezahltes Frühstück im Motel wurde wegen dem Corona-Virus gestrichen, es gab nur noch braune Brühe aus dem Automaten (Amerikaner nennen es auch Kaffee). Bewaffnet mit Cup Cakes, Cola, Trockenfleisch und China-Suppennudeln, haben wir uns erneut im Motel verkrochen. Die Tage verbrachten wir damit, herauszufinden wo unser Camper gerade steckt und allen Hotlines anzurufen, um Lilya’s Gepäck zu bekommen, welches in Kopenhagen den Sprung in die USA nicht geschafft hat. Man fühlt sich wirklich verloren, wenn man niemanden erreichen kann und die Flughäfen leergefegt sind. Aber wir wollen uns auch nicht beschweren, wir hatten so unendlich viel Glück, dass wir noch einreisen durften und wir gesund angekommen sind. Auch unser Camper wurde am 20.3. geliefert und nun wartet er am Hafen auf uns, wo wir ihn gleich am Montag 23.3. abholen können (hoffen wir). Zwischenzeitlich waren wir beim Customs and Border Control, um die Einführung unseres Campers abzuklären.

Damit wir bei der Anlieferung unseres Campers näher am Geschehen sind, haben wir unser Motel im Vorort, durch eines im Zentrum von Baltimore gewechselt. Auch unser Auto, das wir ein paar Tage gemietet hatten, haben wir wieder abgegeben. Also sind wir am 19.3. mit den öffentlichen Verkehrsmitteln mitten in die Stadt Baltimore gefahren und Holla die Waldfee, sind wir auf die Welt gekommen. Wem Baltimore nicht viel sagt: es hat die höchste Mordrate der USA und das Bandentreiben ist sehr rigeros. Die Corona Krise macht das Ganze auch nicht besser. Die Amerikaner decken sich mit Waffen ein, die meisten verlieren nun ihre Jobs und können sich das Essen nicht mehr leisten.

Wir also nun, gefühlt die einzigen Touristen, stolpern total verloren mit unserem Gepäck durch Baltimore. Einer hat uns auch angesprochen und meinte: „Ich hoffe Baltimore ist nicht eure finale Destination, ansonsten macht ihr einen grossen Fehler“. Um die Ecken haben wir zum Glück einen 7eleven-Laden, um das Nötigste einzukaufen – den Rest lassen wir liefern. Selten haben wir uns zum Flughafen begeben, um unsere Papiere vom Zoll zu bewilligen. Das führt immer zu einem ordentlichen Adrenalinschub, die ÖV durch die Vororte Baltimores während der Corona-Pandemie zu benutzen, aber trotz allem waren bis jetzt immer alle sehr freundlich zu uns. Durch aber die ständigen Schiessereien, wollen wir unser Glück doch nicht auf Spiel setzen und bleiben fast immer sonst im Hotel.

Auch unser Plan, danach direkt nach Kanada abzuhauen und die amerikanische Katastrophe lieber aus der Ferne zu verfolgen, wurde jäh gestrichen. Die Grenzen sind zu und wir kommen nicht mehr hier weg. Naja, Amerika ist gross und auch hier werden wir ein Plätzchen im Wald finden, um diese Krise zu überstehen. In diesem Sinne: hoffentlich kann ich euch am Montag Positives berichten und bald von unserem Camper-Abenteuer erzählen. Auch wenn nichts bis jetzt nach Plan gelaufen ist 😉

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